Einige Suchtmittel werden im Alltag oft als Genussmittel gebraucht und haben anregende oder entspannende Wirkung. Als Suchtmittel werden sie dann bezeichnet, wenn sie über die Wirkung hinaus zur psychischen und/oder körperlichen Abhängigkeit führen und "Suchtdruck" (Craving) auslösen.
Man unterscheidet stoffgebundene und stoffungebundene Suchtformen. Stoffgebundene Suchtformen sind z. B. Abhängigkeiten von Alkohol, Medikamenten, Nikotin oder illegale Drogen wie Cannabis oder Kokain. Stoffungebundene Suchtformen sind Verhaltensweisen wie z. B. Glücksspiel, Medienabhängigkeit, Kaufsucht oder Arbeitssucht. Alle Süchte beeinflussen das Belohnungssystem im Gehirn und bewirken positiv erlebte Gefühlszustände.
Stoffgebundene Suchtmittel können neben der vorherrschenden psychischen Abhängigkeit zu einer körperlichen Abhängigkeit führen. Die körperliche Abhängigkeit wird durch den Entzug des Stoffes im Rahmen einer qualifizierten Entgiftung behandelt. Die Therapie der psychischen Abhängigkeit erfolgt meist im Rahmen einer längeren, mehrere Monate dauernden Suchttherapie.
Substanzkonsum bei den 18 bis 64-Jährigen:
ca. 70,5 % konsumieren Alkohol
ca. 17,6 % sind alkoholabhängig
- ca. 22,7 % konsumieren konventionelle Tabakprodukte
ca. 7,8 % sind nikotinabhängig
ca. 4,3 % konsumieren E-Zigaretten
ca. 1,3 % konsumieren Tabakerhitzer
ca. 47,4 % konsumieren Nicht-Opioid-Analgetika
ca. 5,7 % sind abhängig von Schmerzmitteln
Illegale Drogen
ca. 8,8 % konsumieren Cannabis
ca. 2,5 % sind cannabisabhängig
ca. 1,6 % konsumieren Kokain (Crack)
ca. 1,4 % Amphetamin
In einem Betrieb haben im Schnitt etwa 5 % der Mitarbeitenden Probleme im Umgang mit Alkohol. Hinzu kommen die Konsumenten anderer legaler oder illegaler Drogen.
(Quelle: Suchtsurvey 2021)
Suchtmittel haben eine unterschiedliche Wirkung auf Körper und Psyche:
Psychotrope Wirkung:
halluzinogen: Veränderung der visuellen und akustischen Wahrnehmung, Auflösung des Ich-Gefühls Sinneswahrnehmungen ohne Reizgrundlage, aber mit Realitätscharakter
entaktogen/ empathogen: "sozialisierend", erleichterter Zugang zum eigenen Unbewussten, gesteigertes Bedürfnis nach sozialem Kontakt
stimulierend: aktivierend, anregend, erhöhte Aufmerksamkeit und Wachheit, Müdigkeit verringernd
sedierend: beruhigend, entspannend, angstlösend
euphorisierend: Zustand allgemeiner Hochstimmung und größtem Wohlbefinden verbunden mit weniger Hemmung
Körperliche Wirkung auf:
Herz-Kreislauf
Pupillengröße
Körpertemperatur
Schmerzempfinden
Alkohol
Alkohol kann psychisch und körperlich abhängig machen. Betroffene leiden bei Nichtkonsum oder Konsumreduktion unter körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen. Da Alkohol als legales Genussmittel gesellschaftlich anerkannt ist, ist die Abhängigkeitsentwicklung oft schleichend.
Nikotin
Nikotin kann psychisch und körperlich abhängig machen. Betroffene leiden bei Nichtkonsum oder Konsumreduktion unter körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen. Tabakrauch enthält viele giftige und krebserregende Begleitstoffe wie Teer, Kohlenmonoxid, Cadmium, Blausäure, Ammoniak u. a.
Benzodiazepine Schlaf- und Beruhigungsmittel
Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente. Einige fallen in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz. Hohes körperliches und psychisches Abhängigkeitsrisiko, regelmäßiger Konsum bewirkt schnelle Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen halten über Wochen an.
Cannabis
Substanz: Cannabis
Psychische Abhängigkeit, bei täglichem Konsum Auftreten von Gliederschmerzen und Schlafstörungen möglich
Schnelle Toleranzentwicklung
Position der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
Als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung treten Berufsgenossenschaften und Unfallkassen sowie ihr Spitzenverband, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) dafür ein, den Konsum von Alkohol und Cannabis am Arbeitsplatz und in Bildungseinrichtungen gleich zu behandeln. Das bedeutet: NULL Alkohol und NULL Cannabis bei Arbeit und Bildung. Dies betrifft auch den versicherten Weg von und zur Arbeits- bzw. Bildungsstätte.
Null Cannabis am Arbeitsplatz – Unterstützung für Betriebe
Für die innerbetrieblichen Kommunikations- und Präventionsarbeit stehen diverse Materialien zur Verfügung:
Flyer für Arbeitnehmende
Externer Link (DGUV-Publikationen)
Poster für Betriebe
Externer Link (DGUV-Publikationen)
Fachbereich AKTUELL FBGIB-005: Die Cannabislegalisierung und ihre Bedeutung für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Antworten auf häufige Fragen
Externe PDF-Datei
Wie sollten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Beschäftigten umgehen, die offensichtlich unter dem Einfluss von Cannabis stehen? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie unter dem nachfolgenden Link auf der Webseite der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).
weiterlesenStoffe, die unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) oder das Neue-psychoaktive-Substanzen-Gesetz (NpSG) fallen.
Heroin
Substanz: Opiate und Opioide
Hohes Suchtpotenzial, schnelle Toleranzentwicklung – für die gleiche Wirkung muss die Dosis gesteigert werden.
Codein, Tramadol, Tilidin, Dextropropoxyphen(schwach wirksame Opioide)
Morphin, Fentanyl, Methadon (stark wirksame Opioide)
Substanz: Opioide in der Schmerzmedikation
Stark schmerzstillend, Betäubung körperlich aber auch psychosomatischer Schmerzen, euphorische Grundstimmung.
Hohes Suchtpotenzial
Kokain
Substanz: Weckamine
Psychische Abhängigkeit mit schneller Toleranzwirkung.
Hohes Abhängigkeitspotenzial
Crack und Freebase
Substanz: Weckamine
Crack und Freebase sind rauchbare, mit Backpulver versetzte, billigere Formen von Kokain. Die Dauer des Rausches ist sehr kurz.
LSD
Substanz: LSD (Halluzinogen)
Risiko körperlicher Abhängigkeit gering. Gefahr psychischer Abhängigkeit bei dauerhaftem Konsum.
Schnelle Toleranzentwicklung
Speed
Substanz: Amphetamine
Psychische Abhängigkeit
Schnelle Toleranzentwicklung
Crystal
Substanz: Methamphetamine
Hohes psychisches Abhängigkeitspotenzial mit starkem Suchtdruck und rascher Toleranzentwicklung.
Ecstasy
Substanz: Methamphetamine
Hohes psychisches Abhängigkeitspotenzial.
Rasche Toleranzentwicklung
Grundsätzlich lassen sich "Neue psychoaktive Substanzen" (bzw. synthetische psychoaktive Wirkstoffe) in verschiedene Substanzklassen einordnen. Einige davon sind:
Amphetamine / Ecstasy-ähnliche Wirkung (Stoffgruppe: synthetische Cathnoide): Wirkstoffe z. B. Mephedron, Methylon werden als vermeintliche Badesalze, Pflanzendünger angeboten
Cannabisähnliche Wirkung (Stoffgruppe: synthetische Cannabinoide): Wirkstoffe z. B. JWH-015, JWH-018 werden als vermeintliche Kräuter- bzw. Räuchermischungen angeboten
Weitere Substanzklassen sind:
Phenthylamine
Piperazine
Tryptamine
Synthetische Opiode/Fentanyl-Derivate
Ketamin-Derivate/Dissoziativa
Designer-Benzodiazepine
Synthetische Kokain-Analoga
LSD-Analoga
Wird ein Vorgang aus alltäglichen Abläufen wiederholt, in zwanghafter Weise über das normale Maß hinaus betrieben, kann sich dies in eine psychische Abhängigkeit verwandeln. So entstehen z. B. Mediensucht, Spielsucht, Sportsucht oder Magersucht, um nur einige zu nennen. Auch durch diese nicht stoffgebundenen Süchte können negative gesundheitliche oder soziale Beeinträchtigungen entstehen.
Exemplarisch wird im Folgenden die Mediensucht beleuchtet.
Definition:
Intensive Nutzung von digitalen Medien wie z. B. Computer (Internet, Online-Spiele/Videospiele), Mobiltelefone (Chats) sowie Fernsehen. Der richtige Umgang mit den digitalen Medien hat einen hohen Stellenwert in Beruf und Gesellschaft eingenommen. Wird jedoch dieser Umgang übermäßig ausgeweitet, werden Grundbedürfnisse, wesentliche Aufgaben und reale soziale Kontakte massiv vernachlässigt.
Symptome:
Es wird eine Scheinwelt aufgebaut, in der viele Betroffene ihren Problemen in der realen Welt entkommen, hier können z. B. leichter "Freundschaften" geschlossen werden oder durch Rollenspiele eine "machtvollere" Position eingenommen werden. Mögliche Folgen können Vernachlässigung der Wohnung, des eigenen Körpers (mangelnde Hygiene, gestörtes Essverhalten) und Einsamkeit sein. Beim (erfolgreichen) Spiel am Computer werden Glückshormone ausgeschüttet, die auch beim Drogenkonsum eine Rolle spielen, so kann sich eine Sucht entwickeln. In extremen Fällen können Entzugserscheinungen wie Herzrasen, Schwitzen, Nervosität und Unruhe auftreten.
Therapie:
Es ist schwer, eine Mediensucht zu erkennen, da die elektronischen Medien ein wichtiger Bestandteil des allgemeinen Lebens sind. Die Therapie sollte verhaltenstherapeutisch orientiert sein. Auch hier gibt es Selbsthilfegruppen.
Prognose:
Wenn eine Neustrukturierung des Alltags erfolgt, ist die Prognose besser als bei anderen Süchten.